Ouf. da waeren wir also wieder auf Reisen.
Was fuer eine intensive Zeit in Culiacán, was fuer ein intensiver Abschluss.
In unserer letzten WOche haben wir noch jeder 2 guardias absolviert in denen wir endlich voll mitarbeiten konnten: Patienten befragen, untersuchen, Aufnahmeblatt schreiben... es gab noch einige sehr interessante Faelle. Am Donnerstag habe ich endlich meinen Vortrag halten koennen; im Anschluss daran haben wir ein Interview fuer die Bundesstaat-weite Uni-Zeitung gegeben. Am Freitag wollten wir gerade gehen als eine Patientin nach Autounfall kam; im Verlauf verschlechterte sie sich so rapide, dass sie schliesslich wiederbelebt werden musste (der Statistik entsprechend erfolglos und wiederum fachlich mehr als stuemperhaft).
Im Anschluss gab es einen Abschiedskuchen fuer uns und Pizza. Makaber. Danach waren wir auch noch mit unserem Spanischlehrer essen (Seafood); schliesslich mit Juan nach Mazatlan, einer Strand- und Partystadt (und seine Heimat). Dort das beste Sushi gegessen das ich jemals probiert hab, und das heisst was.
Samstag Stadtfuehrung, Barbecue, Baseballspiel schauen, wieder Sushi und fortgehen.
Am Sonntag verabschiedeten wir uns schliesslich von Juan und fuhren nach Los Mochis, 6h noerdlich, am Rande der Sierra. Uebernachtung im zweit-heruntergekommensten Hotel bisher (nach Uruapan); morgens um 5 aufgestanden, um 7:00 gings erst mit einem Bus und dann mit dem Ferrocarril Barranca de Cobre durch gleichnamige Schlucht, durch immer wildere, imposantere Landschaften (erinnerten mich teilweise an Norwegen, den Harvanger-Fjord und die Flams-bahn! ;) ).
Nun sind wir schliesslich in Creel, auf 2338m; es ist schweinekalt (ich habe Shirt, Hemd und Fleece und friere), ein kleines Kaff mit 5000 Einwohnern (das groesste weit und breit), grossteils "Ureinwohner" (Rarámuri); unsere Unterkunft ist super: ein Blockhaus, Holzofengeheizt, jeder hat ein eigenes (!) super Bett und es gibt heisses (!) Wasser, das ganze fuer 125 Pesos pP (ca 8€ - eher oberer Durchschnitt, aber das Geld allemal wert).
Von hier aus wollen wir 2-3Tage wandern (wobei die Infrastruktur nicht so toll ist wie erhofft) und dann weiter nach Chihuahua; von dort Richtung Mexico DF mit Halt in Guanajuato und Nachbarstaedten. Aber wie immer: Plaene hauen eh nie hin.
Wie immer die kleine Anekdote zum Schluss:
Witzig war, als wir beim Zwischenstopp in Divisadero ausstiegen, etwas zu essen kauften und die SChlucht bewunderten. Wir hatten fleischgefuellte Tacos auf der Hand und prompt liefen uns alle Strassenkoeter der Gegend hinterher....
mehr faellt mir grad nicht ein. :-/
Dienstag, 30. November 2010
Freitag, 19. November 2010
Culiacán - ein paar Fotos aus dem HCC
HCC Haupteinfahrt
Der OA beim Unterricht waehrend einer Visite. Ja, es gibt hier Bedside Teaching!
Der Innenhof bei Daemmerung
Ein residente (Ass.Arzt) und 3 internos (Studenten im 6. Jahr wie PJ bzw. Turnus)
Die Notaufnahme bei Nacht. In den Betten hinter den Vorhaengen liegen Patienten... oder schlafendes Personal
Dienstag, 9. November 2010
Culiacán - 4 Wochen Mexiko
puenktlich zu meinem Jubilaeum hier ein paar Neuigkeiten.
Donnerstag auf Freitag hatten wir ja guardia, d.h. Donnerstag 7:00 bis Freitag 15:00.
Es hat sich auf jeden Fall gelohnt auch wenn nicht gaanz so viel los war wie erwartet.
Wir hatten auf die Schusswunden gewettet (Sebi: 3; ich: 4); es war aber dann nur 1. und die noch nicht mal so tragisch, er hat sich ganz gut gehalten.
kurz darauf dann eine Reanimation; die war deutlich schockierender: es war unglaublich chaotisch, fuerchterlich unprofessionell und von vornherein aussichtslos.
Das Cruz Roja brachte eine etwas ueber 70-Jaehrige herein die schon ziemlich scheps von der Trage hing. nach dem Umlagern fiel auf, dass sie keinen Puls mehr hatte (und das wohl schon laenger). darauf wurde eine Herzdruckmassage mit einer Frequenz von ca. 200/min begonnen (normal: 100; warum? das Herz wird in der Entspannungsphases mit Blut versorgt; je schneller man pumpt umso kuerzer ist dabei jede einzelne Phase -> kaum Blutversorgung des Herzens; und div. andere Gruende); die Intubation erfolgte blind ohne Kontrolle der Lage (evtl. in der Speiseroehre?), die Ventilation folgte mit einer Frequenz von 60/min (normal = Atemfrequenz = 12-15/ min); fuer die Fachidioten: die Patientin hatte initial eine PEA, darauf bekam sie 2 Adrenalin und 3 Atropin. Nach 15 min wurde abgebrochen.
Anfangs arbeitete ich noch mit, im Verlauf standen wir beide etwas verstoert daneben. Als wir Aerzte und Pflege spaeter fragten "wie es denn so lief"/"was sie denken"... der Grundtenor "na, war eh alles ok".
Auch sonst gab es noch das eine oder andere zu sehen, v.a. durfte ich endlich was machen. als besonderes Schmankerl gabs eine Augenbraue zu naehen, fordernd, da kosmetisch anspruchsvoll und schwierige Stelle.
Spaeter konnten wir 2-3h schlafen.
nachmittags shcliefen wir noch 3h, danach ging's auf Achse mit unserern Gastgebern.
Um noch mehr Leute zusammenzutrommeln machten wir eine Tour mit dem Auto (man faehrt hier grundsaetzlich jede Distanz mit dem Auto); erstaundlich war nur, dass wir, um Leute abzuholen schon zu 5. in den kleinen 2-Tuerer-Sportwagen stiegen. Es kamen dann noch 2 dazu: 4 hinten, Fahrer, 2 auf dem Beifahrersitz. Nach der anfaenglichen Verwunderung kurze Ueberlegung: "einer wuerde eh noch reingehen..."; Antwort Sebi: "nah, dann waers unbequem".
Es ging dann zu einer Art Garagenparty wo wir bis 4 blieben. Zum Fruehstueck noch schnell ein paar Tacos.
Samstag und Sonntag wurden sehr faul verbracht.
Heut nachmittag haben wir fuer die naechsten Wochen noch einen Sprachkurs fixiert (100Pesos/h/Person - 6€, 3x1,5h/ woche). Der Lehrer ist der Leiter des Uni-Sprachinstituts und macht einen sehr netten Eindruck.
Uebrigens, weil es immer heisst "wir hier in dem heissen Land" - es ist schon spuerbar Herbst hier. Die Blaetter fallen auch hier (wenn auch nicht viele), es wird um 6 dunkel (sehr laestig fuer Biorhythmus und Aktivitaeten) und nachts hat's auch schon mal so 15ºC! (tagsueber bis 37º aber das spuert man dank Klimaanlage meist nicht).
Und um das naechste klarzustellen: im Grunde gehts in der NFA gar nicht so her. es kommen zwar immer mal wieder ein paar Faelle und die sind dann meist schwerer als bei uns aber Vormittags ist es meist fuerchterlich langweilig. deswegen werden wir jetzt vermehrt Nachtdienste machen.
Toll ist, das unser equipo jeden Tag reihum ein Thema zu lernen hat und einer das jew. Thema kurz praesentiert. Ich mache naechsten Montag Pankreatitis und Ende des Monats sind wir beide nochmal mit Drogennotfaellen dran :-) auf Spanisch natuerlich.
Donnerstag auf Freitag hatten wir ja guardia, d.h. Donnerstag 7:00 bis Freitag 15:00.
Es hat sich auf jeden Fall gelohnt auch wenn nicht gaanz so viel los war wie erwartet.
Wir hatten auf die Schusswunden gewettet (Sebi: 3; ich: 4); es war aber dann nur 1. und die noch nicht mal so tragisch, er hat sich ganz gut gehalten.
kurz darauf dann eine Reanimation; die war deutlich schockierender: es war unglaublich chaotisch, fuerchterlich unprofessionell und von vornherein aussichtslos.
Das Cruz Roja brachte eine etwas ueber 70-Jaehrige herein die schon ziemlich scheps von der Trage hing. nach dem Umlagern fiel auf, dass sie keinen Puls mehr hatte (und das wohl schon laenger). darauf wurde eine Herzdruckmassage mit einer Frequenz von ca. 200/min begonnen (normal: 100; warum? das Herz wird in der Entspannungsphases mit Blut versorgt; je schneller man pumpt umso kuerzer ist dabei jede einzelne Phase -> kaum Blutversorgung des Herzens; und div. andere Gruende); die Intubation erfolgte blind ohne Kontrolle der Lage (evtl. in der Speiseroehre?), die Ventilation folgte mit einer Frequenz von 60/min (normal = Atemfrequenz = 12-15/ min); fuer die Fachidioten: die Patientin hatte initial eine PEA, darauf bekam sie 2 Adrenalin und 3 Atropin. Nach 15 min wurde abgebrochen.
Anfangs arbeitete ich noch mit, im Verlauf standen wir beide etwas verstoert daneben. Als wir Aerzte und Pflege spaeter fragten "wie es denn so lief"/"was sie denken"... der Grundtenor "na, war eh alles ok".
Auch sonst gab es noch das eine oder andere zu sehen, v.a. durfte ich endlich was machen. als besonderes Schmankerl gabs eine Augenbraue zu naehen, fordernd, da kosmetisch anspruchsvoll und schwierige Stelle.
Spaeter konnten wir 2-3h schlafen.
nachmittags shcliefen wir noch 3h, danach ging's auf Achse mit unserern Gastgebern.
Um noch mehr Leute zusammenzutrommeln machten wir eine Tour mit dem Auto (man faehrt hier grundsaetzlich jede Distanz mit dem Auto); erstaundlich war nur, dass wir, um Leute abzuholen schon zu 5. in den kleinen 2-Tuerer-Sportwagen stiegen. Es kamen dann noch 2 dazu: 4 hinten, Fahrer, 2 auf dem Beifahrersitz. Nach der anfaenglichen Verwunderung kurze Ueberlegung: "einer wuerde eh noch reingehen..."; Antwort Sebi: "nah, dann waers unbequem".
Es ging dann zu einer Art Garagenparty wo wir bis 4 blieben. Zum Fruehstueck noch schnell ein paar Tacos.
Samstag und Sonntag wurden sehr faul verbracht.
Heut nachmittag haben wir fuer die naechsten Wochen noch einen Sprachkurs fixiert (100Pesos/h/Person - 6€, 3x1,5h/ woche). Der Lehrer ist der Leiter des Uni-Sprachinstituts und macht einen sehr netten Eindruck.
Uebrigens, weil es immer heisst "wir hier in dem heissen Land" - es ist schon spuerbar Herbst hier. Die Blaetter fallen auch hier (wenn auch nicht viele), es wird um 6 dunkel (sehr laestig fuer Biorhythmus und Aktivitaeten) und nachts hat's auch schon mal so 15ºC! (tagsueber bis 37º aber das spuert man dank Klimaanlage meist nicht).
Und um das naechste klarzustellen: im Grunde gehts in der NFA gar nicht so her. es kommen zwar immer mal wieder ein paar Faelle und die sind dann meist schwerer als bei uns aber Vormittags ist es meist fuerchterlich langweilig. deswegen werden wir jetzt vermehrt Nachtdienste machen.
Toll ist, das unser equipo jeden Tag reihum ein Thema zu lernen hat und einer das jew. Thema kurz praesentiert. Ich mache naechsten Montag Pankreatitis und Ende des Monats sind wir beide nochmal mit Drogennotfaellen dran :-) auf Spanisch natuerlich.
Donnerstag, 4. November 2010
Culiacán - Tag 3 Famulatur
yay, Feiertage ueberstanden und ein Internetcafé ("ciber") gefunden!
wir wissen jetzt ei wenig genauer wie das hier mit Unterkunft und Betreuung funktioniert.
wenn wir in Oesterreich eine IFMSA-Famulatur machen wollen bewerben wir uns, zahlen einen Betrag an die AMSA (der im wesntlichen in unseren Etat einfliesst sowie fuer einen auslaendischen Studenten - Incoming - verwendet wird) und das wars.
Wenn Mexikaner ein Praktikum im Ausland machen wollen muessen sie vorher einen Studenten aus dem Ausland beherbergen, versorgen und betreuen. Danach erst koennen sie fort.
Deswegen wohnen wir jetzt in Juans Wohnung, deswegen kommen taeglich abwechselnd einer (oder mehrere) von 5 Studenten, fragen wie's uns geht, ob wir was brauchen, fahren fuer uns oder mit uns einkaufen und zahlen dann natuerlich.
Juan selber ist ein ganz netter Kerl. Bei den anderen weiss ich nicht ganz woran man ist. Allgemein ist die Situation fuer uns ein wenig unangenehm weil wir staendig irgendwie beobachtet werden, wenn wir einkaufen nicht selbststaendig einkaufen... besonders witzig, als wir Kleidung fuers Spital gekauft haben: einer der 5, nennen wir ihn Rodrigo (aber ich habe seinen Namen vergessen) ist mit uns durch ein Bekleidungsgeschaeft und Schuhladen gedackelt, hat fuer uns Hemden ausgesucht ud uns sogar an die Umkleide gebracht...
am Schluss haben wir dann noch nicht einmal was gefunden.
Entgegen der Berichte von Vorgaengern reichen unsere Scrubs naemlich nicht aus (die traegt man hier ausschliesslich im OP); die Aerzte und Studenten tragen entweder komplett weiss + Mantel inkl. weisse Schuhe, Residentes (Assistenzaerzte) zT auch Hemd, feine Hose, Krawatte und den Kittel drueber.
Ich habe mir jetzt Hemd und Hose gekauft, Schuhe und Mantel leihe ich mir von Juan. Insgesamt haetten wir sonst gute 100€ ausgegeben, so sind es immerhin 30.
Zur Famulatur:
Wir muessen von 7:00-13:00 bleiben, bislang sind wir aber meist bis 17:00 geblieben.
Gestern war aber gar nichts los, den ganzen Tag nur 6 Patienten, davon 2 schon seit MOntag.
Nachtdienste sind freiwillig, werden wir aber auf jeden Fall machen. evtl wechseln wir au7ch auf eine Nachmittags-schicht. bislang sind wir auf Zuschauen und fragen beschraenkt; wenn nichts los ist lesen wir im winzigen Aufenthaltsraum oder unterhalten uns mit dem Personal. hoffentlich duerfen wir demnaechst ein wenig mehr mitmachen; das Problem ist, dass in Culiacán ein sehr starker Dialekt gesprochen wird, sie verschlucken Konsonanten oder ganze SIlben und sprechen ausserdem enorm schnell. Das Verstaendnis wir dvon Tag zu Tag besser und unser medizinisches Spanisch ebenfalls, fuers erste warten wir aber noch ein wenig.
Zum Spital und Notaufnahme:
Wir arbeiten im Hospital Civil Culiacán; hier werden Leute behandelt die keine eigene Versicherung haben. Das heisst zwar nicht ausschliesslich, dass sie ganz arm sind; es kann auch sein, dass die Leute zB einen kleinen Laden oder Stand haben, also selbststaendig; sie haben dann aber eben keine Versicherung und muessen Arbeitsmaterial, UNtersuchungen und Behandlung selber zahlen. Viele Patienten sind aber auch wirklich arm und ohne Versicherung.
Ich weiss nicht wie viele Betten das SPial hat, ich schaetze 300-400.
Es stehen Ultraschall, CT und sogar ein MR zur Verfuegung, ausserdem ein 24h Labor, OPs und eine Intensiv.
Die NFA hat 12 Betten, davon ein "Schockraumbett" mit Beatmungsplatz; 1 EKG (waere bei uns vor ca 10 Jahren im Einsatz gewesen: kein Bildschirm, nur ein Streifen, Saugglocken, keine Filter...) und 2 oder 3 mobile Monitore.
Das Pesonal:
Vormitags sind 1 "equipo" "internos" anwesend, das ist eine Gruppe von 4 Studenten im 6. Jahr die VOllzeit im Spital arbeiten. Sie sind Turnusaerzten vergleichbar, verdienen aber nichts (also wie Turnusaerzte ^^).
Ausserdem 1-2 Residentes, das sind Assistenzaerzte; meist ein erfahrener im 3-4. Jahr (es sind bis zu 4 Jahre fuer ein Fach) und ein juengerer. Ausserdem 3 Pflegekraefte.
Nachmittags gehen 1 residente und das equipo, ein residente und ein interno bleiben fuer den Nachmittag und die Nacht, bis 8:00 morgens oder wie die anderen dann jew. bis nachmittags.
die internos wecheln alle 2 Monate das Fach; leider hat das alte equipo gestern aufgehoert, sie waren unglaublich nett und haben viel erklaert; das neue equipo scheint nicht so nett zu sein. :(
das ist der Grund warum wir nachmittags arbeiten wollen: dann stehen wir ihnen nicht im WEg und duerfen evtl. mehr machen.
Die Medizin:
generelle Unterschiede: der klinische Eindruck hat einen deutlich groesseren Stellenwert als bei uns, er zaehlt fast alles. Bildgebung wird nur in Sonderfaellen gemacht aber nur mit konkreter Fragestellung (nicht wie bei uns: Ultraschall nach dem Motto "schaun wir mal"). Labor wird schon oefters gemacht, seltsamerweise aber v.a. Chemie und kleines (oder grosses) Blutbild. CRP hab ich bislang nur einmal gesehen, BSG machen sie gar nicht.
Ausserdem arbeiten sie nicht sonderlich (nicht) steril. Sie versuchen es zT zwar, aber eher nach dem Motto "is doch eh immerhin ein bisschen steril"; Handschuhe werden eher selten verwendet (es gibt sie aber). Haende werden gewaschen und nicht desinfiziert. auch der Patient wird nur bei groesseren Eingriffen desinfiziert. abdecktuecher werden kaum bis nicht eingesetzt.
Ansonsten ist es aber erstaunlich wie gruendlich und effizient sie trotz der Situation der Patienten (schwere Erkrankungen + keine Versicherung) arbeiten.
Was wir bislang oft gesehen haben: akuter Bauch, Lungenentzuendung/ respiratorische Infekte, Diabetes (als Grunderkranknung mit allen seinen Folgen: Amputationen von mehreren Zehen, Neuropathie, Augenerkrankungen, kaputte Niere...), Steinleiden der ableitenden Harnwege; auch Schusswunden kamen nicht zu kurz: die erste war ein schuss (bei vorgebeugtem Oberkoerper) von seitl. Brustkorb, Niere, Zwerchfell, Milz, Projektil irgendwo in Blasengegend; die zweite 4 Einschuesse Arm, Hals, Brustkorb, Bauch.
Trotz hoher Inzidenz ist die Traumaversorgung ueberraschend chaotisch und schlecht (wenn auch recht zuegig - die Patienten kamen bislang innerhalb von 30 min in den OP).
ich glaube man bekommt hier schon eine ziemlich dicke Haut. die menschlichkeit bleibt bei den meisten Aerzten auf der Strecke.
Als wir bemerkten, dass bei einem beatmeten Patienten die BEatmungsmaschine deskonnektiert war und der Patient zo ueber mehrere Minuten nicht beatmet war, wir das schnell behoben und das Personal darauf hinwiesen wurde das nur mit einem Schulterzucken und einem "Hoppla" kommentiert.
Zur Sicherheitslage:
Klar, Culiacán ist sicher nicht als "sichere Stadt" zu bezeichnen. Aber ich habe den EIndruck, dass die exzessive Gewalt ein Motiv hat und sich nicht wahllos gegen Unschuldig richtet. Das Motiv scheint meist eine Fehde zu sein, sei es familiaerer Art oder der Konflikt der Drogenbanden. Insofern ist ein Risiko fuer uns als unbeteiligte zumindest kalkulierbar. Eben wie immer und ueberall: Cuidado, Augen offen halten, Vorsichtig sein.
Ouf, so, das wars dann mal fuers erste.
Wenn du es bis hier geschafft hast und wirklich alles gelesen hast: Vielen Dank, ich freu mich, herzlichen Glueckwunsch! ;)
ich hoffe es war auch fuer nicht-Mediziner ueberwiegend verstaendlich. fuer Fragen bin ich jederzeit offen.
zum Schluss noch eine kleine Anekdote:
wir wurden gestern zum Essen ausgefuehrt, eine Spezialitaet der Region.
man nehme einen Plastikbecher und fuelle ihn mit: Nic-Nacs, Chips, Wurst, Kaese, Kaubonbons, fuele mit Sojasauce, Worcestersauce und Chililsauce auf und loeffele das ganze an einem Strassenstand. Mahlzeit!
Auf unserer Seite fiel auf Spanisch ein hoefliches "interessant" und auf deutsch "Puh, Oida... das schmeckt, wie wenn einer nach dem Filmabend seiner Kinder unterm Sofa wischt und das ganze dann mit Sauce wuerzt..."
wir wissen jetzt ei wenig genauer wie das hier mit Unterkunft und Betreuung funktioniert.
wenn wir in Oesterreich eine IFMSA-Famulatur machen wollen bewerben wir uns, zahlen einen Betrag an die AMSA (der im wesntlichen in unseren Etat einfliesst sowie fuer einen auslaendischen Studenten - Incoming - verwendet wird) und das wars.
Wenn Mexikaner ein Praktikum im Ausland machen wollen muessen sie vorher einen Studenten aus dem Ausland beherbergen, versorgen und betreuen. Danach erst koennen sie fort.
Deswegen wohnen wir jetzt in Juans Wohnung, deswegen kommen taeglich abwechselnd einer (oder mehrere) von 5 Studenten, fragen wie's uns geht, ob wir was brauchen, fahren fuer uns oder mit uns einkaufen und zahlen dann natuerlich.
Juan selber ist ein ganz netter Kerl. Bei den anderen weiss ich nicht ganz woran man ist. Allgemein ist die Situation fuer uns ein wenig unangenehm weil wir staendig irgendwie beobachtet werden, wenn wir einkaufen nicht selbststaendig einkaufen... besonders witzig, als wir Kleidung fuers Spital gekauft haben: einer der 5, nennen wir ihn Rodrigo (aber ich habe seinen Namen vergessen) ist mit uns durch ein Bekleidungsgeschaeft und Schuhladen gedackelt, hat fuer uns Hemden ausgesucht ud uns sogar an die Umkleide gebracht...
am Schluss haben wir dann noch nicht einmal was gefunden.
Entgegen der Berichte von Vorgaengern reichen unsere Scrubs naemlich nicht aus (die traegt man hier ausschliesslich im OP); die Aerzte und Studenten tragen entweder komplett weiss + Mantel inkl. weisse Schuhe, Residentes (Assistenzaerzte) zT auch Hemd, feine Hose, Krawatte und den Kittel drueber.
Ich habe mir jetzt Hemd und Hose gekauft, Schuhe und Mantel leihe ich mir von Juan. Insgesamt haetten wir sonst gute 100€ ausgegeben, so sind es immerhin 30.
Zur Famulatur:
Wir muessen von 7:00-13:00 bleiben, bislang sind wir aber meist bis 17:00 geblieben.
Gestern war aber gar nichts los, den ganzen Tag nur 6 Patienten, davon 2 schon seit MOntag.
Nachtdienste sind freiwillig, werden wir aber auf jeden Fall machen. evtl wechseln wir au7ch auf eine Nachmittags-schicht. bislang sind wir auf Zuschauen und fragen beschraenkt; wenn nichts los ist lesen wir im winzigen Aufenthaltsraum oder unterhalten uns mit dem Personal. hoffentlich duerfen wir demnaechst ein wenig mehr mitmachen; das Problem ist, dass in Culiacán ein sehr starker Dialekt gesprochen wird, sie verschlucken Konsonanten oder ganze SIlben und sprechen ausserdem enorm schnell. Das Verstaendnis wir dvon Tag zu Tag besser und unser medizinisches Spanisch ebenfalls, fuers erste warten wir aber noch ein wenig.
Zum Spital und Notaufnahme:
Wir arbeiten im Hospital Civil Culiacán; hier werden Leute behandelt die keine eigene Versicherung haben. Das heisst zwar nicht ausschliesslich, dass sie ganz arm sind; es kann auch sein, dass die Leute zB einen kleinen Laden oder Stand haben, also selbststaendig; sie haben dann aber eben keine Versicherung und muessen Arbeitsmaterial, UNtersuchungen und Behandlung selber zahlen. Viele Patienten sind aber auch wirklich arm und ohne Versicherung.
Ich weiss nicht wie viele Betten das SPial hat, ich schaetze 300-400.
Es stehen Ultraschall, CT und sogar ein MR zur Verfuegung, ausserdem ein 24h Labor, OPs und eine Intensiv.
Die NFA hat 12 Betten, davon ein "Schockraumbett" mit Beatmungsplatz; 1 EKG (waere bei uns vor ca 10 Jahren im Einsatz gewesen: kein Bildschirm, nur ein Streifen, Saugglocken, keine Filter...) und 2 oder 3 mobile Monitore.
Das Pesonal:
Vormitags sind 1 "equipo" "internos" anwesend, das ist eine Gruppe von 4 Studenten im 6. Jahr die VOllzeit im Spital arbeiten. Sie sind Turnusaerzten vergleichbar, verdienen aber nichts (also wie Turnusaerzte ^^).
Ausserdem 1-2 Residentes, das sind Assistenzaerzte; meist ein erfahrener im 3-4. Jahr (es sind bis zu 4 Jahre fuer ein Fach) und ein juengerer. Ausserdem 3 Pflegekraefte.
Nachmittags gehen 1 residente und das equipo, ein residente und ein interno bleiben fuer den Nachmittag und die Nacht, bis 8:00 morgens oder wie die anderen dann jew. bis nachmittags.
die internos wecheln alle 2 Monate das Fach; leider hat das alte equipo gestern aufgehoert, sie waren unglaublich nett und haben viel erklaert; das neue equipo scheint nicht so nett zu sein. :(
das ist der Grund warum wir nachmittags arbeiten wollen: dann stehen wir ihnen nicht im WEg und duerfen evtl. mehr machen.
Die Medizin:
generelle Unterschiede: der klinische Eindruck hat einen deutlich groesseren Stellenwert als bei uns, er zaehlt fast alles. Bildgebung wird nur in Sonderfaellen gemacht aber nur mit konkreter Fragestellung (nicht wie bei uns: Ultraschall nach dem Motto "schaun wir mal"). Labor wird schon oefters gemacht, seltsamerweise aber v.a. Chemie und kleines (oder grosses) Blutbild. CRP hab ich bislang nur einmal gesehen, BSG machen sie gar nicht.
Ausserdem arbeiten sie nicht sonderlich (nicht) steril. Sie versuchen es zT zwar, aber eher nach dem Motto "is doch eh immerhin ein bisschen steril"; Handschuhe werden eher selten verwendet (es gibt sie aber). Haende werden gewaschen und nicht desinfiziert. auch der Patient wird nur bei groesseren Eingriffen desinfiziert. abdecktuecher werden kaum bis nicht eingesetzt.
Ansonsten ist es aber erstaunlich wie gruendlich und effizient sie trotz der Situation der Patienten (schwere Erkrankungen + keine Versicherung) arbeiten.
Was wir bislang oft gesehen haben: akuter Bauch, Lungenentzuendung/ respiratorische Infekte, Diabetes (als Grunderkranknung mit allen seinen Folgen: Amputationen von mehreren Zehen, Neuropathie, Augenerkrankungen, kaputte Niere...), Steinleiden der ableitenden Harnwege; auch Schusswunden kamen nicht zu kurz: die erste war ein schuss (bei vorgebeugtem Oberkoerper) von seitl. Brustkorb, Niere, Zwerchfell, Milz, Projektil irgendwo in Blasengegend; die zweite 4 Einschuesse Arm, Hals, Brustkorb, Bauch.
Trotz hoher Inzidenz ist die Traumaversorgung ueberraschend chaotisch und schlecht (wenn auch recht zuegig - die Patienten kamen bislang innerhalb von 30 min in den OP).
ich glaube man bekommt hier schon eine ziemlich dicke Haut. die menschlichkeit bleibt bei den meisten Aerzten auf der Strecke.
Als wir bemerkten, dass bei einem beatmeten Patienten die BEatmungsmaschine deskonnektiert war und der Patient zo ueber mehrere Minuten nicht beatmet war, wir das schnell behoben und das Personal darauf hinwiesen wurde das nur mit einem Schulterzucken und einem "Hoppla" kommentiert.
Zur Sicherheitslage:
Klar, Culiacán ist sicher nicht als "sichere Stadt" zu bezeichnen. Aber ich habe den EIndruck, dass die exzessive Gewalt ein Motiv hat und sich nicht wahllos gegen Unschuldig richtet. Das Motiv scheint meist eine Fehde zu sein, sei es familiaerer Art oder der Konflikt der Drogenbanden. Insofern ist ein Risiko fuer uns als unbeteiligte zumindest kalkulierbar. Eben wie immer und ueberall: Cuidado, Augen offen halten, Vorsichtig sein.
Ouf, so, das wars dann mal fuers erste.
Wenn du es bis hier geschafft hast und wirklich alles gelesen hast: Vielen Dank, ich freu mich, herzlichen Glueckwunsch! ;)
ich hoffe es war auch fuer nicht-Mediziner ueberwiegend verstaendlich. fuer Fragen bin ich jederzeit offen.
zum Schluss noch eine kleine Anekdote:
wir wurden gestern zum Essen ausgefuehrt, eine Spezialitaet der Region.
man nehme einen Plastikbecher und fuelle ihn mit: Nic-Nacs, Chips, Wurst, Kaese, Kaubonbons, fuele mit Sojasauce, Worcestersauce und Chililsauce auf und loeffele das ganze an einem Strassenstand. Mahlzeit!
Auf unserer Seite fiel auf Spanisch ein hoefliches "interessant" und auf deutsch "Puh, Oida... das schmeckt, wie wenn einer nach dem Filmabend seiner Kinder unterm Sofa wischt und das ganze dann mit Sauce wuerzt..."
Mittwoch, 3. November 2010
Culiacán - update
aaalso. ich habe jetzt ein bisschen mehr Zeit, wenn auch diesmal nicht sonderlich viel. mal sehen wie weit ich komme. Um an den ersten bericht von hier anzuknuepfen:
Die Herrschaften der IFMSA hier sind ein wenig... spontan organisiert. Als wir wie angekuendigt in Culiacán ankamen und anriefen hiess es sie haetten fuer die Nacht jetzt doch keine Herberge (muessen sie auch nicht, aber sie hatten es zunaechst trotzdem zugesagt). Samstag auf Sonntag waren wir also in einem Hotel (dem bei weitem teuersten bisher).
Sonntags trafen wir nach 1h 40min warten schliesslich unsere Kontaktperson die uns mit dem Auto etwas halbherzig durch die Stadt kutschierte und uns die "Sehenswuerdigkeiten" zeigte. Im wesentlichen: Die Kathedrale die tatsaechlich ganz nett ist, der Aussichtspunkt und die obligatorische Riesen-flagge die in jeder mex. Stadt haengt sowie die oertliche Mall.
Wo wir jetzt wohnen:
ein mexikanischer Student scheint uns fuer einen Monat seine Wohnung (ein Stockwerk in so einer Art Doppelhaushaelfte) zu ueberlassen. und fuer diesen Moment auch seinen Computer, so dass ich kurz Mails checken kann - oh, und da ist er auch schon wieder. tja, dann ein andermal. :(
Die Herrschaften der IFMSA hier sind ein wenig... spontan organisiert. Als wir wie angekuendigt in Culiacán ankamen und anriefen hiess es sie haetten fuer die Nacht jetzt doch keine Herberge (muessen sie auch nicht, aber sie hatten es zunaechst trotzdem zugesagt). Samstag auf Sonntag waren wir also in einem Hotel (dem bei weitem teuersten bisher).
Sonntags trafen wir nach 1h 40min warten schliesslich unsere Kontaktperson die uns mit dem Auto etwas halbherzig durch die Stadt kutschierte und uns die "Sehenswuerdigkeiten" zeigte. Im wesentlichen: Die Kathedrale die tatsaechlich ganz nett ist, der Aussichtspunkt und die obligatorische Riesen-flagge die in jeder mex. Stadt haengt sowie die oertliche Mall.
Wo wir jetzt wohnen:
ein mexikanischer Student scheint uns fuer einen Monat seine Wohnung (ein Stockwerk in so einer Art Doppelhaushaelfte) zu ueberlassen. und fuer diesen Moment auch seinen Computer, so dass ich kurz Mails checken kann - oh, und da ist er auch schon wieder. tja, dann ein andermal. :(
Dienstag, 2. November 2010
culiacan - in der Notaufnahme
uns gibts noch! wir hatten einen sehr guem start.
wir wohne in einem eigenen Haeuschen relativ nah beim spital. das personal (wie ueberhaupt alle menschen hier)ist unglaublich nett und erklaert und fragt viel und ist sehr neugierig. leider haben wir keine Moeglichkeit ins internet zu gehen - wie gerade jetzt mit dem kindle ist unglaublich muehsam. wir muessen weiter nach einem internetcafe suchen.
wir verbringen im prinzip eine normale famulatur hier, stehen irgendwie auf dem Rang der mex. internos,aben aber alle freiheiten. wir koennen und werden hier glaube ich wirklich viel lernen; wir wurden auch nicht in unserer erwartung enttaeuscht: 1h nach Eintreffen schon die erste Schussverletzung. ;) auch was die sonstigen Krankheitsbilder angeht: iele schwere faelle.
allg. ist die stadt recht haesslich,was die sicherheitslage angeht kann ichs noch nicht so einschaetzen, in unserer unmittelbaren umgebung koennen wir uns aber auf jeden fall bewegen.
gestern und heut ist feiertag deswegen sind wir in Aktivitaeten, Einkaufsmglk. sehr eingeschraenkt.
allg. gehts uns also ganz gut,hoffen nur die freizeitgestaltung sowie die taetigkeiten im Spital noch ausbauen zu koe
bueno, so viel fuers erste. wir melden uns wieder wenn wir eine mglk. gefunden haben wo wir fuer eine text wie diesen keine 20 minbenoetigen.
saludos
wir wohne in einem eigenen Haeuschen relativ nah beim spital. das personal (wie ueberhaupt alle menschen hier)ist unglaublich nett und erklaert und fragt viel und ist sehr neugierig. leider haben wir keine Moeglichkeit ins internet zu gehen - wie gerade jetzt mit dem kindle ist unglaublich muehsam. wir muessen weiter nach einem internetcafe suchen.
wir verbringen im prinzip eine normale famulatur hier, stehen irgendwie auf dem Rang der mex. internos,aben aber alle freiheiten. wir koennen und werden hier glaube ich wirklich viel lernen; wir wurden auch nicht in unserer erwartung enttaeuscht: 1h nach Eintreffen schon die erste Schussverletzung. ;) auch was die sonstigen Krankheitsbilder angeht: iele schwere faelle.
allg. ist die stadt recht haesslich,was die sicherheitslage angeht kann ichs noch nicht so einschaetzen, in unserer unmittelbaren umgebung koennen wir uns aber auf jeden fall bewegen.
gestern und heut ist feiertag deswegen sind wir in Aktivitaeten, Einkaufsmglk. sehr eingeschraenkt.
allg. gehts uns also ganz gut,hoffen nur die freizeitgestaltung sowie die taetigkeiten im Spital noch ausbauen zu koe
bueno, so viel fuers erste. wir melden uns wieder wenn wir eine mglk. gefunden haben wo wir fuer eine text wie diesen keine 20 minbenoetigen.
saludos
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