Für Peru hatte ich erwartet, dass es kalt wird. Mein erster Stop in diesem Land war ja Piura, eine Wüstenstadt - hier wurde also meine Erwartung nicht erfüllt. In Cusco allerdings war es dann bitter kalt.
Schon am ersten Tag kam nachmittags ein Nieselregen dazu der sich beständig über die Tage hier hielt.
Nach einer kurzen Zeit der Orientierung und Höhenakklimatisierung kundschafte ich aus wie ich denn nun nach Machu Picchu kommen könne.
Bald stand fest: ich wollte den Jungle Trek machen, eine dreitägige Tour mit Mountainbike und zu Fuß, am vierten Tag als Abschluss Machu Picchu selbst.
Da der Regen aber anhielt änderte ich meinen Plan und beschloss auf eigene Faust nach MP zu fahren, immer mit der Möglichkeit entweder Bus zu fahren oder wandern zu können, je nach Wetterlage.
Christian schloss sich an. Unser Plan war also: mit dem Bus nach Santa Marta, zu Fuß nach Quellomayo (zwischen St.a Marta und St.a Teresa), dort übernachten, am nächsten Tag zu Fuß nach Santa Teresa und weiter nach Aguas Calientes, dort übernachten und am dritten Tag hoch nach MP.
Zur ganzen Streckenplanung muss man wissen: Es gibt KEINE Straße nach Aguas Calientes, dem Dorf bei MP. Man erreicht es lediglich via Zug oder zu Fuß!
So machten wir uns Samstag früh mit lediglich Daypacks auf dem Weg zum Terminal. Schon im Taxi meinte allerdings der Fahrer der Pass über den wir auf unserem Weg mussten, der Abra Malaga auf 4350m sei zugeschneit und unpassierbar. Am Terminal bestätigte sich das: es gab keine Busse nach Santa Marta (via Abra Malaga), lediglich bis Ollantaytambo war die Straße passierbar.
Jeder Peruaner den wir trafen sagte uns Regen im Juni hätte es noch nie gegeben, es sei keine Regenzeit; dass es nun schneie sei absolut einmalig. Na wunderbar...
Wir nahmen also ein Colectivo nach Ollantaytambo. Dort beschlossen wir den Zug nach Aguas Calientes zu nehmen. Langweilig, aber wir hatten keine andere Wahl! :(
Am Schalter wurden wir empfangen mit einem "schnell, kommt, der Zug fährt gleich!". Uns wurde ein Preis von 35 USD oder 190 Soles angeboten. Wir zahlten in Soles in sprinteten in den Zug (der natürlich noch lange nicht abfuhr). Erst hier fiel uns auf, dass 190 Soles keinesfalls 35 USD (24 EUR) sind, sondern 47 EUR. Wir hatten durch Unachtsamkeit und Hektik knapp das doppelte gezahlt und den 1.-Klasse-Zug genommen.
Immerhin gab es während der Fahrt sehr zuvorkommenden Service und exquisites Essen. ;)
In Aguas Calientes nahmen wir uns ein billiges Hotel, kauften Tickets für MP für den nächsten Tag und schlugen den restlichen Nachmittag die Zeit tot. Übrigens regnete es selbstverständlich auch hier.
Am nächsten Morgen standen wir um 3:30 auf und waren um 4:00 auf dem Weg nach MP. Um 4:45 öffnete die Brücke zum Nationalpark. Naiv wie ich bin hatte ich mir eine romantische Nachtwanderung vorgestellt aber selbstverständlich glich der Weg zum Brückenkopf eher einer Völkerwanderung.
Warten auf die Öffnung des Tores zur Brücke
Immerhin waren wir unter den ersten 50 als wir die Brücke passierten und den (laut Information) einstündigen Aufstieg auf MP angingen. Der Weg bestand im wesentlichen aus (hohen) Felsstufen. Nicht alle Wandergenossen waren fit genug und blieben keuchend und schnaufend auf der Strecke.
Schon 35 Minuten später waren wir schweißüberströmt am Eingang zu MP angekommen, unter den ersten 20.
Warum eigentlich die morgendliche Quälerei?
MP ist von vier heiligen Bergen umgeben. Der bekannteste davon ist Huayna Picchu, mit einer spektakulären Aussicht über die Anlage. Allerdings dürfen ihn nur 400 Personen pro Tag besteigen - diejenigen ersten 400, die sich morgens einen Stempel am Eingang abholen. Daher gibt es allmorgendlich ein Wettrennen auf MP um die ersten 400 Stempel.
Zu Fuß kamen ca. 250, d.h. wer nicht laufen und dennoch auf Huayna Picchu will muss unter den ersten 150 im Bus sein. Der Bus fährt um 5:15 am Aguas Calientes ab; anstellen muss man sich schon ab 3:00!
Wir gehörten nach 1,5h Frühsport also zu den Glücklichen mit dem begehrten Stempel auf dem Ticket!
Die Erwartung war groß als wir kurz nach 6:00 das Gelände betreten konnten.
Nach einem weiteren kurzen Aufstieg lag es schließlich vor uns: das Dorf Machu Picchu. Vor knapp 600 Jahren hatten es die Inka nahe dem Zentrum ihres Reiches erbaut; zur Hochzeit lebten hier gut 1000 Menschen.
Mehr als ein kurzes Foto war uns nicht gestattet. Zu dem beständigen Nieselregen gesellte sich schnell ein dichter Nebel (bzw. Wolken) der lediglich eine Sichtweite von knapp 100m gestattete. Das klingt viel, aber wenn man bedenkt, dass das Majestätische an MP seine Ausdehnung und seine Lage auf einem Gipfel inmitten einer Bergkette ist relativiert sich das schnell.
Da zieht er schon auf, der böse Nebel
Ziemlich enttäuscht standen wir am höchsten Punkt des Dorfes, umgeben von Weiß und wussten nicht recht weiter.
Wir folgten einem Wegweiser nach "Inkipunku" ohne recht zu wissen was das eigentlich ist.
Nach einer dreiviertel Stunde Wanderung (bergauf, was sonst) kamen wir endlich an ein paar Ruinen an und erfuhren dort von einem Guide, dass das das Sonnentor sei, der alte Eingang zu MP auf dem Inkapfad von Cusco nach MP.
Wir kehrten zurück ins Dorf und wanderten etwas lustlos herum. Schließlich schlossen wir uns der Führung mit einer peruanischen Familie an und erfuhren ein wenig über die Anlage. Es klarte langsam auf und so machten wir uns an den einstündigen Aufstieg nach Huayna Picchu.
Als wir oben ankamen war es zwar immer noch (oder schon wieder) bewölkt, es klarte aber immer wieder auf so dass kurze Blicke zu erhaschen waren.
Nochmal 400m über MP, auf 2701m
Nach einiger Zeit stiegen wir ab, durchquerten die Anlage und kehrten schließlich nach Aguas Calientes zurück, nach elf Stunden wandern!
Wiederum schlugen wir Zeit tot bis abends schließlich unser Zug zurück nach Ollantaytambo fuhr und uns ein Colectivo wieder nach Cusco brachte.
Alles in allem hatten wir wirklich ziemlich Pech mit unserem MP-Besuch wenn man bedenkt, dass dies einer der allerersten Punkte war den ich auf der Reiseroute hatte als ich meine Reise plante.
Zumindest konnten wir aber ein wenig sehen, und auch so schon war MP wirklich schwer beeindruckend. Mir zuckte immer wieder ein Gedanke durch denk Kopf: "Die Inkas - die sind doch wahnsinnig!", immer dann, wenn sichtbar wurde
wie hoch MP liegt,
wie wahnwitzig an Hänge und Abgründe gebaut wurde und
wie atemberaubend die Aussicht ist.
Cliffhanger
Dadurch, dass ich keine Tour unternommen habe habe ich zwei Tage Zeit gewonnen. Da ich nicht länger in Cusco bleiben möchte fahren wir heute abend schon weiter.
Es geht mit einem Nachtbus 11,5h nach Copacabana am Titicacasee in Bolivien.
Ich war also gerade mal sechs Tage in Peru!
Mir bleiben dann 23 Tage in Bolivien.
Ich freue mich schon sehr auf dieses Land, ich glaube es wird doch noch mal sehr anders als die anderen bisher. Wenn ich am 28.7. nach Buenos Aires fliege habe ich das Gefühl ich bin schon auf dem Heimweg, ab da geht alles so schnell...
An dieser Stelle möchte ich meine alte Tradition der Schlussanekdote wiederbeleben.
Ich wollte eben ein Deo kaufen und ging dazu in eine Apotheke. Es ist nicht ungewöhnlich für Lateinamerika Hygieneartikel in Apotheken zu kaufen; ungewöhnlich ist lediglich, dass ich in einer so großen und touristischen Stadt wie Cusco nur einen Supermarkt gefunden habe.
Ich stellte mich also in die Schlange und wartete bis ich dran war um mein Deo zu kaufen. Zu meiner Überraschung wurde es mir aber nicht direkt verkauft sondern ich durfte es nur aussuchen, bekam einen Zettel mit dem zu zahlenden Preis, ging dann zu Kasse (wo ich mich natürlich wieder anstellen musste), bezahlte und bekam eine Zahlungsbestätigung, ging dann zur "Warenausgabe" und stellte mich dort, wie könnte es anders sein, in die Schlange. Dort zeigte ich endlich meine Zahlungsbestätigung, bekam eine Quittung und meine Ware, natürlich in einem kleinen Plastiksackerl.
Es brauchte sage und schreibe 30 Minuten, 3 Zettel und eine Plastiktüte um ein DEO zu kaufen!