Dienstag, 19. Juli 2011

Sucre - 6 Tage, 4 Orte

La Paz
Wir blieben dann doch noch einen Tag länger in La Paz da unsere Death Road-Tour auf den Montag verschoben wurde.
Sonntag Abend gingen wir also zum "Cholitas Wrestling". Lucha libre ist eine mexikanische Abwandlung des klassischen amerik. Wrestelns und in ganz Lateinamerika sehr beliebt. Hierbei treten das maskierte "Böse" und das maskierte "Gute" gegeneinander an. Das Cholitas Wrestling ist dabei eine bolivianische Eigenheit: Hier wird der alltägliche Kampf zwischen Mann und Frau wrestelnd im Ring ausgetragen.
Klingt witzig, war aber großteils recht unoriginell. Es traten ausserdem auch die Kombinationen Mann-Mann und Frau-Frau gegeneinander an. Beim letzten Kampf (Mann-Mann) verletzte sich leider einer der Kontrahenten so schwer, dass etwas panisch alle Zuschauer schnell rausgescheucht wurden. Schade, es war technisch der beste Kampf...



Death Road & Coroico
Am Montag ging es dann endlich die Death Road runter. Erst 40km Asphalt downhill, dann 40km Kurve auf Kurve auf Kurve auf schmaler Schotterpiste direkt am Abgrund entlang. Der erste Teil war für einen Geschwindigkeitsfan wie mich einfach super. Der zweite Teil war nicht ganz ohne da bremsen auf dem Schotter zum Teil recht riskant war und andererseits viele U-Kurven geradeaus einfach im Nichts endeten. Nichtsdestotrotz ebenfalls super.



Nach ca. 3h waren wir schon am Fuße der Strecke angekommen, mittlerweile in deutlich tropischeren Gefilden als Anfangs noch in der Nähe von La Paz.
Wir verabschiedeten uns von unserer Tourgruppe und fuhren noch ein kleines Stück weiter nach Coroico. Im Lonely Planet wird es als "Eden Boliviens". Naja.... wenn das Eden soll dann ist klar warum unsere Vorfahren es dort nicht ewig aushielten. Es ist schon ganz nett, die Landschaft beeindruckend, das Klima gut, aber Coroico selbst ist ein eher unterdurchschnittlicher kleiner staubiger und etwas schmuddeliger Ort.
Wir fanden eine nette Cabaña etwas außerhalb wo wir 1,5 Tage im wesentlichen nichts machten außer ein wenig Yoga und viel lesen. Internet gab es nicht was nach kurzer Irritiertheit sogar recht angenehm war.

Am Mittwoch ging es dann wieder zurück nach La Paz wo ich eine Bekannte aus Cusco widertraf. Ich hatte dort meine Hüte liegen gelassen die sie mir liebenswürdigerweise mitbrachte.
Donnerstag schlenderten wir vormittags durch die Stadt und versuchten nachmittags in das Gefängnis einzubrechen was leider nicht gelang. Abends ging's mit einem Nachtbus nach Potosí. Der Bus war gläcklicherweise nicht ganz so kalt wie der nach La Paz (es wurden Decken gestellt), die Fahrt war dennoch wenig komfortabel.

Potosí
Wir kamen also etwas gerädert gegen 7:00 am Freitag in Potosí an (übrigens die angeblich höchste Stadt der Welt auf 4070m). Auf der Suche nach Frühstück wurden wir von einem Tourveranstalter abgefangen. Zu müde um wirklich Gegenwehr zu leisten ließen wir uns in sein Büro führen wo er uns eine Tour in die Minen von Potosí gleich in der Früh um 8:30 andrehte. Im Nachhinein stellte sich das als doppeltes Glück heraus: die Minen wären nämlich später, am Wochenende geschlossen gewesen, außerdem war die Tour die wohl beste in der ganzen Stadt, nämlich von "The Real Deal", einem Zusammenschluss ehemaliger Minenarbeiter.
Nach einem kurzen Frühstück ging es also in die Mine.
Nachdem wir angemessen eingekleidet worden waren -Gummistiefel, wasserdichte Kleidung, Helm mit Lampe - ging es auf den Markt der Minenarbeiter. Dort wurden wir angehalten kleine Geschenke für die Arbeiter zu kaufen die wir auf dem Weg treffen würden. Ich kaufte: 96-%igen Alkohol für 1,5€, ein Set Dynamit mit Sprengkraftverstärker für 1,5€ und ein Paket Cocablätter.

 Verschiedene Ausführungen Dynamit

Kurz darauf ging es dann in die Silbermine von Potosí, gut 500 Jahre alt, der Ursprung des Reichtums der Spanier in der Kolonialzeit. Heute arbeiten in der Mine einige Tausend Arbeiter in dutzenden Syndikaten auf eigene Rechnung. Gearbeitet wird je nach Reichtum des jewiligen Stollens mit Presslufthämmern - oder noch mit Pickel, Meißel und Hammer.

Gehört hatte ich zum ersten Mal von der Mine in Potosí Mitte Dezember auf einer Terrasse in Zacatecas, der zweiten wichtigen Mine der Spanier in der Mitte Mexikos. Danach hatte ich sie mir komplett anders vorgestellt. Dennoch war sie wirklich ein beeindruckender Ort.





man beachte: die Lunte brennt.


Nachmittags ging es noch ins Kino, den letzten Harry Potter anschauen.
Am nächsten Tag ging es nach einem kurzen Spaziergang und dem Urteil, dass Potosí sonst eigentlich eine recht uninteressante Stadt ist weiter nach Sucre, gut 1500m tiefer und damit deutlich wärmer.

Sucre
Bei Potosí ist es meiner Meinung relativ unverständlich warum es als Weltkulturerbe gilt. Bei Sucre ist es dagegen auf den ersten Blick ersichtlich: es ist eine wirklich schöne Stadt.
Leider finden das auch viele andere Touristen weswegen wir erst im 6. Hostel fündig wurden (und auch hier nur Betten in der Abstellkammer bekamen!).
Abends verfolgten wir den Untergang der argentinischen Mannschaft in der Copa America gegen Uruguay im Elfmeterschießen.
Am Sonntag fuhr ich nach Tarabuco, einem Ort in der Nähe der für einen tollen Sonntagsmarkt bekannt ist. Ich fand diesen recht unspektakulär. Die Tracht der Einheimischen war interessant, der Markt selber aber war nicht sonderlich groß und hatte auch wenig Neues zu bieten.
Christian ist nun schon nach Samaipata gefahren. Ich breche morgen, Dienstag, zu einem 3-tägigen Trek durch die weiter Umgebung auf. Gleich im Anschluss werde ich nach Samaipata fahren wo ich am 22. in der Früh ankommen werde.
Meine Abschlussanekdote gilt einem alten Bekannten:

Als ich nämlich in Potosí in der Touragency saß und, noch von der Nachtfahrt betäubt, vor mich hinstarrte kam ein kleiner Asiat herein und schlug mich auf die Schulter. Ich brauchte etwas um meinen alten Freund Pay "Why Pay?" aus Singapur wiederzuerkennen. Wir waren Ende März von Panama nach Kolumbien gesegelt, hatten eine Kajüte geteilt und waren später noch in Cartagena in einem Zimmer gewesen. Seitdem waren wir in unstetem Kontakt; so wusste ich, dass er sich in Bolivien aufhielt - allerdings war der letzte Kontakt schon länger so dsas ich nicht sicher sein konnte ob er noch im Land war, geschweige denn in welcher Stadt! Er ist nun auch in Sucre und wir sehen uns immer mal wieder.

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